Wissenswertes über die Bestäubung
Bestäubung ist die Übertragung von Pollenkörnern auf die weiblichen Teile einer Blüte (beispielsweise die Narbe des Stempels). Befruchtung ist die Verschmelzung einer männlichen Keimzelle (aus enem Pollenkorn) mit einer weiblichen Keimzelle (in der Eizelle einer Samenanlage). Selbstbestäubung (Autogamie) ist die Bestäubung mit Pollen derselben Blüte oder einer Blüte derselben Pflanze. Fremdbestäubung (Allogamie) ist die Bestäubung mit Pollen einer anderen Pflanze derselben Art. Viele Pflanzenpopulationen sind auf den Erhalt genetischer Vielfalt angewiesen und haben daher unterschiedliche Strategien entwickelt, um die Befruchtung mit Keimzellen derselben Pflanze zu vermeiden. Sie gelten als selbstinkompatibel. Wenn selbstinkompatible Pflanzen einer Sorte vegetativ vermehrt werden (z.B. Stecklinge, Ableger) und sich genetisch nicht oder nur geringfügig voneinander unterscheiden, kann die gesamte Sorte oder eine ganze Sortengruppe selbstinkomaptibel sein.
Was ist die häufigste Form der Fremdbestäubung?
Bestäubung durch Insekten...
Für die Fremdbestäubung wird ein Transportmittel benötigt. Pflanzen, die dabei auf den Wind setzen, bezeichnet man als Windbestäuber (Anemophilie). Etwa ein Viertel unserer Blütenpflanzenarten verfolgt diese Strategie. Etwa drei Viertel verlassen sich auf Tierbestäubung (Zoophilie). In der Jahrmillionen dauernden Evolution von Blütenpflanzen hat sich dabei eine besondere Beziehung zu den kleinen, flugfähigen und daher sehr mobilen Insekten herausgebildet. Besonders eng wurde die Beziehung zu den Bienen, die sowohl ihren eigenen Eiweißbedarf als auch den ihrer Nachkommen fast vollständig aus Pollen decken. Beim Sammeln von Pollen sorgen sie nebenbei für die Bestäubung der Pflanzen. Deshalb haben Bienen eine enorm wichtige ökologische Bedeutung.
Kann man den Wert der Bestäubung durch die Honigbiene berechnen?
Nicht alles, was einen Wert hat, hat auch einen Preis...
Der Wert der Bestäubung durch die Honigbiene ist aus mehreren Gründen nur schwer zu beziffern. Zum einen kann man lediglich der Bestäubung von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen einen wirtschaftlichen Wert zuweisen, den Wert der Bestäubung für die private Nutzung und – noch viel bedeutender – für das Ökosystem kann man nicht in Geld ausdrücken. Zum anderen sind auch bei landwirtschaftlichen Nutzpflanzen nicht nur Honigbienen an der Bestäubung und damit am Ertrag beteiligt. Eine Vielzahl anderer Hautflügler, etwa Fliegen (zu denen 26% aller bestäubenden Insektenarten in Mitteleuropa zählen), Käfer (15%), Schmetterlinge (10%) und andere Insektenarten (2%) sind ebenfalls an der Bestäubung von Blütenpflanzen beteiligt. Darüber hinaus verlassen sich Pflanzen bei der Bestäubung selten nur auf einen einzigen Übertragungsweg.
Wie hoch liegt der Wert der Bestäubung für die heimische Landwirtschaft?
Bei rund 10% der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion...
Wissenschaftler haben berechnet, dass der volkswirtschaftliche Wert der Fremdbestäubung durch Tiere weltweit bei 9,5% des Wertes der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion liegt, die für die menschliche Ernährung bestimmt ist. Auf der Grundlage dieser Methode (Gallai N et al. 2009, Ecological Economics 68, 810-821) und unter Verwendung von Datenmaterial der Statistik Austria sowie der Grünen Berichte des Landwirtschaftsministeriums haben wir den wirtschaftichen Wert der Fremdbestäubung durch Insekten für Österreich berechnet. Dieser lag von 2008 bis 2017 im Mittel zwischen 225 Mio. und 450 Mio. € pro Jahr. Die beiden Kulturen, bei denen der Gesamtwert der Fremdbestäubung durch Insekten am höchsten ist, sind Apfel (25-180 Mio. € pro Jahr) und Ölkürbis (20-100 Mio. € pro Jahr).